Manche Hersteller gelten als wahre Materialschmieden. Von kurzer und langer Noppe bis hin zu Antitop-Belägen stellen sie her, was den Materialspieler begeistert. Sauer & Tröger – gegründet von zwei erfolgreichen Langnoppenspielern im Nachgang des Glattnoppen-Verbots der ITTF – gehört in Deutschland sicher zu den bekanntesten Material-Marken. Ein Teil des Erfolges mag auf das gekonnte Marketing zurückzuführen sein: nicht nur die Produktnamen (etwa Hass, Hellfire oder Schmerz) sorgen für Aufmerksamkeit, auch die ausgefallenen Cover sowie die szenenhafte Produktprosa stechen am aktuellen Markt heraus. Ob die Beläge auch halten, was ihr Marketing verspricht, soll hier am Beispiel der Kurznoppe Zargus überprüft werden.
Allgemeine Infos:
Name: Zargus
Marke: Sauer & Tröger
Schwammstärken: 1,5 / 1,8 / 2,0
Härtegrad: Medium
Noppen: Kurze Noppe
Angaben laut Hersteller Sauer & Tröger
Über die Sauer & Tröger Kurznoppen Serie
Bisher ist von S & T neben dem Zargus noch der Hass als Kurznoppe auf den Markt gebracht worden. Dieser ist mit seinem eingebauten Frischklebe-Effekt deutlich schneller und ermöglicht durch die Griffigkeit des Materials und der etwas raumgreifenderen Noppengeometrie ein deutlich offensiveres Spiel. Die Durchschlagskraft bezahlt man aber mit Kontrolle. Im Vergleich zum Zargus ist der Hass wesentlich schwieriger zu beherrschen und für Noppeneinsteiger nur bedingt zu empfehlen.
Testbericht & Erfahrungen der Redaktion
Velox alpha Carbon von der Marke Gewo
Bewertungsschema:
Auf einer Skala von 1-100 werden die Kriterien Spin, Geschwindigkeit, Halbdistanz, Gegentopspin, Aufschlag/Rückschlag, Kontrolle, Blockverhalten, Flugkurve flach über dem Netz, Schuss und Haltbarkeit zusammengefasst.
Testergebnisse
Detailsauswertung
Aufschlag/ Rückschlag
Wie bei einer kurzen Noppe zu erwarten, bietet der Zargus keine große Spinentwicklung im Aufschlagspiel. Für Spieler und Spielerinnen, die ihren Schläger schnell drehen können und gern mit Finten arbeiten, bietet die Noppe aber möglicherweise eine Erweiterung des eigenen Repertoires. Gerade den Sportsfreunden, denen die Technik für Täuschungen beim Aufschlag (Handgelenk blockieren, Ball griffnäher Treffen) noch nicht gelingt, kann mit dem Zargus deshalb etwas geholfen werden. Bei passiven Rückschlägen macht sich die Kontrolle und geringere Spinanfälligkeit positiv bemerkbar.
Haltbarkeit
Kurze Noppen sind generell haltbarer als Noppen-innen-Beläge. Der Zargus macht da keine Ausnahme und kann problemlos mehrere Halbserien gespielt werden.
Geschwindigkeit
Als Allroundbelag ist das Tempo des Zargus moderat, was sich positiv auf die Kontrolle auswirkt. Hier hält er das Versprechen des Herstellers, seine Balance bei allen Schlägen beizubehalten. Im Vergleich zu Belägen mit eingebautem FKE ist die Geschwindigkeitsentwicklung als geradezu linear einzustufen.
Schuss
Das mit dem Schuss ist so eine Sache beim Zargus: Einerseits fehlt ihm die Durchschlagskraft, um eigenhändig viel Tempo in den Ball zu bekommen, andererseits kann aber unter Entwicklung eines leichten Störeffektes auf Unterschnitt geschossen werden. Auch hierbei ist die Platzierungssicherheit jedoch höher als das Tempo.
Gegentopspin
Über dem Tisch kann man mit dem Zargus recht sicher gegenziehen, hinter dem Tisch fällt diese Aufgabe schon schwieriger. Das liegt daran, dass der Belag hierfür zu wenig Bogen und Rotation erzeugt. Wie beim Schuss, fällt die Einschätzung daher ambivalent aus. Ob Vor- oder Nachteil hängt erneut vom eigenen Spielsystem ab.
Kontrolle
Kontrolle ist das Stichwort der Produktprosa und bleibt es auch beim Test am Tisch. Durch die lineare Tempoentwicklung und die direkte Ballrückmeldung bleibt der Ball in allen Lagen kontrollierbar. Besonders im Rückschlag- und Kurz-Kurz-Spiel kann der Zargus die Vorbereitung auf den nächsten Offensivschlag durch clevere Platzierung erleichtern.
Blockverhalten
Wie die Kontrollwerte vermuten lassen, werden Blockspieler am Zargus ihre Freude haben. Nicht nur lassen sich Schüsse und Topspins recht einfach wieder zurückbefördern, durch die flache Flugkurve und die verminderte Rotation, kann das Angriffsspiel des Gegners gestört werden.
Flugkurve
Eine recht flache Ballkurve zeichnet den Belag aus. Der Ball senkt sich früh ab und beschreibt weniger eine Parabel als eine Gerade.
Spin
Der Zargus hat gegenüber Noppen-innen-Belägen ein merklich reduziertes Spinniveau. Das ist für viele Gegner nicht nur ungewohnt, es macht den Belag auch weniger anfällig bei der Annahme. Trotzdem fallen damit natürlich bestimmte Schlagoptionen, die auf Spinentwicklung zwingend angewiesen sind, weg.
Halbdistanz
Die Empfehlung bei kurzen Noppen ist und bleibt: geh nicht weg vom Tisch! Der Belag will nah am Tisch gespielt werden und stellt einen in der Halbdistanz vor schwierige Aufgaben, will man die Bälle mit guter Qualität retournieren. Wer den Schläger drehen kann, hat hier ohne den Zargus bessere Karten.
Fazit des Tests vom Sauer & Tröger Zargus
Der Zargus ist leicht zu kontrollieren und als Bringer-Noppe mit gutem Störeffekt einen Versuch für all jene Wert, die weniger auf maximale Geschwindigkeit, denn auf präzise Verteilung setzen. Schnellere Schläge sind möglich (vor allem in der 2,0 mm Version), ragen aber nicht heraus. Der Belag ist ein sicherer Allrounder, kann Defizite in Aufschlagannahme und passivem Spiel reduzieren und überrascht durch eine ungewöhnliche Flugbahn. Er ist letztlich für ein variables Kurznoppenspiel geeignet, sofern man mit ihm nicht den entscheidenden Punktgewinn sucht.