Tischtennis: Dicker oder Dünner Schwamm? – Unterschiede erklärt!
Wer kennt es nicht? Die neue Saison oder Halbserie steht vor der Tür und damit ist es an der Zeit sich nochmal mit neuem Spielmaterial einzukleiden. Wenn Tischtennisbeläge etc. dann gefunden sind muss sich noch für eine Schwammstärke entschieden werden. Diese liegt bei Offensivbelägen ungefähr bei 1,9mm bis 2,3mm (also 2,0mm, 2,1mm und 2,2mm gibt es ebenfalls), bei Defensivbelägen bei ca. 0,8mm bis 1,5mm (auch hier sind alle Zehntelmillimeter möglich). Der Bereich dazwischen kann den Allroundbelägen zugesprochen werden. Es gibt auch (Noppen-) Beläge komplett ohne Schwamm. Was verschiedene Schwammstärken bewirken, wollen wir euch hier erklären, damit ihr diese perfekt für euer Spiel anpassen könnt.
Dabei gilt es mehrere Faktoren zu beachten. Zuerst eine Erläuterung, wie sich der Ball beim Kontakt mit dem Tischtennisschläger zum Belag verhält:
Dadurch, dass ein Belag nicht steinhart, sondern elastisch ist, drückt sich der Ball beim Aufprall in den Belag hinein. Je weicher und je dicker (gleichbedeutend mit stärker) ein Belag, desto tiefer kann sich der Ball „eingraben“. Daraus resultiert eine größere Ballkontaktfläche als bei Belägen, die härter bzw. dünner sind.
Doch inwiefern hat dies Auswirkungen auf das Spiel? Die Antwort darauf kann in 3 Kategorien aufgeteilt werden.
1. Tempo:
Der Schwamm wirkt wie ein Trampolin auf dem Schlägerholz. Eine dickere Schwammstärke sorgt für einen größeren Katapult. Zudem wird der Ball dadurch schneller beschleunigt, die Geschwindigkeit nimmt stark zu.
2. Rotation:
Durch die erhöhte Ballkontaktfläche – und damit auch eine längere Ballkontaktzeit – kann mehr Spin produziert werden. Aber: Auch der vom Gegner ankommende Spin wirkt sich stärker aus!
3. Flugkurve/Ballabsprung
Der Ball verlässt den Schläger bei dickeren Schwämmen in einem steileren Winkel, fliegt insgesamt höher und weiter.
Zusammenfassung:
Vorteile dünner Schwamm:
– mehr Kontrolle, vor allem im passiven Spiel (weniger anfällig für Spin und weniger temporeich)
– Ausgleich von schlechtem Balltreffpunkt, da weniger Katapult
– Gewicht (leichter)
Vorteile dicker Schwamm:
– mehr Tempo
– mehr Katapult, also hohes Tempo auch bei kurzen Bewegungen/“Hinhalten“
– mehr Spin
– höhere/steilere Ballflugkurve beim Topspin, damit tendenziell weniger Fehler
Nun ist dargestellt, was bei welcher Schwammstärke passiert und inwiefern das von Vorteil oder auch Nachteil sein kann. Darauf basierend muss jeder für sich selbst entscheiden, welcher Schwamm ihm besser liegt.
Wer eher kontrolliertes Spiel, beispielsweise mit vielen Blockbällen, präferiert, der wird mit einem dünneren Schwamm höchstwahrscheinlich erfolgreicher spielen. Auch Spieler, die technisch (noch) weniger fortgeschritten sind, sollten sich eher auf die fehlerverzeihenden, dünneren Schwämme beschränken. Sollte hingegen ein sehr offensiver Spielstil gepflegt werden, dürfte bei der Wahl des Schwammes die dickere Option sinnvoller sein, da sie mehr Spin und Tempo verspricht.
Zu berücksichtigen ist bei der Wahl der Schwammstärke auch die Schwammhärte. Wie bereits erwähnt hat ein weicher Schwamm einen ähnlichen (nicht komplett identischen) Effekt wie ein dicker: Der Ball dringt tiefer in den Belag ein, die Ballkontaktfläche ist größer.
Die Kombination aus beidem (weich + dick) garantiert also, verstärkt die Vorteile eines dicken Schwammes (extremen Spin, sehr viel Katapult etc.) hervorzubringen, aber auch die Nachteile werden deutlicher spürbar. Deswegen sollte getestet werden, ob diese Extreme dem eigenen Spiel nicht doch schaden, immerhin stellen sie auch eine starke Einschränkung/Gefahr dar. Wenn zum Beispiel durch den signifikant hohen Katapulteffekt und die mangelnde Kontrolle quasi alle Bälle über den Tisch gehen, bringt auch noch so viel Spin und noch so viel Tempo nichts. Umgangen werden kann dieses Problem durch die Kombination aus weichen/dünnen oder harten/dicken Belägen, welche alle Vorteile, wenn auch zu geringeren Teilen, vereinen.
Auch wenn eine stärkere Schlagseite vorliegt, kann das neue Wissen zunutze gemacht werden. Spieler mit einem guten Vorhandtopspin können dort den dickeren Schwamm wählen. Wenn die Rückhand dagegen eher passiver ausgerichtet ist (Block, Konter, Schupf) stattet der Spieler die Seite mit einem dünneren, besser kontrollierbaren Belag aus.
Außerdem gibt es ja auch generell mehr oder weniger schnelle/spinnige/kontrollierte Beläge. Den von vorneherein perfekten Belag zu finden ist schwierig. Dabei können wir die verschiedenen Schwammdicken zur Anpassung/Korrektur nutzen.
Beispiel 1: Spieler S spielt auf der Vorhand den Belag B in der mittleren Schwammdicke. Nach einer guten Saison spielt er eine Spielklasse höher. Gegen die besseren Gegner spielt S zwar weiter seine Bälle sicher auf den Tisch, die Qualität der Bälle reicht aber nicht, um genug Punkte zu erzielen. Statt direkt einen neuen Belag zu suchen, sollte Spieler S seinen Belag B in einer etwas dickeren Ausführung testen, da diese mehr Spin und Tempo mit sich bringt.
Beispiel 2: Spieler S spielt auf der Vorhand den Belag B in der mittleren Schwammdicke. Nach einer guten Saison spielt er eine Spielklasse höher. Gegen die besseren Gegner macht S zwar viele direkte Punkte, spielt aber insgesamt zu viele Bälle nicht auf den Tisch/macht zu viele leichte Fehler, da die ankommenden Bälle eine bessere Qualität haben und S nicht immer richtig zum Ball steht oder den Spin/das Tempo der gegnerischen Schläge nicht kontrollieren kann. Statt direkt einen neuen Belag zu suchen sollte Spieler S seinen Belag B in einer etwas dünneren Ausführung testen, da diese mehr Kontrolle und damit eine geringere Fehlerquote verspricht.
Damit viel Erfolg für eure Wettkämpfe mit hoffentlich optimal angepasstem Material!
Quellen: